Wahrscheinlich waren wir genauso gespannt wie die Teilnehmer. War es doch die erste Veranstaltung in dieser Form. Wie würde unser Konzept ankommen?
Doch lesen Sie selbst:
Vorbereitungen
Den kompletten Freitag über wurden die verschiedenen Ausbildungsplätze vorbereitet. Seile für die Anfängergruppe und ein komplexer Parcour inkl. zweier Seilbahnen für die Fortgeschrittenen.
Der Kurs war komplett ausgebucht, das Team komplett, alle Einkäufe getätigt und das Wetter spielte auch mit. Die Teilnehmer konnten also kommen...
Materialkunde
war das Vortragsthema für Freitagabend. Nils erklärte die einzelnen Ausrüstungs- teile mit ihrer Verwendung und Festigkeit.
Im Anschluss erhielten einige der Teilnehmer ihre Verleihausrüstung.
Die Möglichkeit, Material zu testen und/oder zu kaufen wurde intensiv genutzt.
Jeder Teilnehmer konnte selbst entscheiden, ob er in die Anfänger- oder Fortgeschrittenengruppe gehen wollte. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, während des Samstagvormittags noch vom einen in den anderen Kurs zu wechseln.
Anfängerkurs
Thomas und Kai kümmerten sich um die 10 Teilnehmer, die sich für diesen Kurs entschieden hatten.
Zuerst wurde gemeinsam die Ausrüstung angelegt und kontrolliert, bevor es in den Steilhang in der Nähe der Hütte ging. Hier wurde ausführlich das Abseilen geübt.
Nach dem Mittagessen wurde das Erlernte dann in die Vertikale umgesetzt.
Im Laufe des Seminars wurde noch das Aufsteigen, der Wechsel sowohl vom Auf- in den Abstieg als auch umgekehrt und das Passieren eines Knotens geübt. Die Bewältigung von Umsteigstellen schloss den Kurs ab.
Fortgeschrittenenkurs
Für die Teilnehmer dieses Kurses hatte Nils einiges vorbereitet:
Alle Aufgabenstellungen wurden zuerst erklärt und dann von den Teilnehmern durchstiegen. Im Anschluss zeigte Nils die “Musterlösung”.
In der abschließenden Diskussion wurden gemeinsam Probleme durchgesprochen und Lösungsansätze diskutiert. Es blieb genug Zeit, um diese noch in der Praxis zu testen.
Übungsteil 1:
An zwei Bäumen war ein umfangreicher Seilparcour aufgebaut, dessen zentrale Schwierigkeit eine weit ausladende Umsteigstelle war.
Übungsteil 2:
Ein weiterer Baum mit Parcour bot unter anderem folgende zusätzliche Schwierigkeiten: Zu kurze Umsteigstellen und eine Umlenkung.
Übungsteil 3:
Die “Krönung” des Kurses war wohl für die meisten Teilnehmer die Bewältigung der Seilbahnen. Ein in Höhlen selten eingesetztes Mittel, um zum Beispiel einen Abgrund ohne Wandkontakt zu queren.
Während des gesamten Kurses wurde die angebotene Möglichkeit, Material zu testen, fleissig genutzt. Zum Beispiel sammelten einige Erfahrungen mit Geräten wie Shunt und Rack.
Workshop
Am Samstag abend beschäftigten wir uns mit dem Thema Tourenplanung.
Von den Teilnehmer wurde in 5 Gruppen jeweils zu einem der Themen
- Höhle
- Team
- Ausrüstung
- Zeitplanung
- Wetter
ein Kurzvortrag vorbereitet und gehalten.
Bergwerk
Nach dem offiziellen Ende Sonntagmittag bestand noch die Möglichkeit, an einer Befahrung des Schaubergwe rks Teufelsgrund inklusive der Nicht-Schauteile teilzunehmen. Bis auf ein paar Teilnehmer mit weiter Anreise nahmen alle daran teil.
In zwei Gruppen (Nils und Bobo als Führer) wurde zuerst die Besucherstrecke besucht. Dann folgte eine 40m Abseilstrecke durch den alten Förderschacht zu einer tieferliegenden Strecke.
Über diese gelangten die Gruppen zu einem zweiten Mundloch direkt neben unserem Quartier.
Der Kurs aus Sicht einer Teilnehmerin:
Das Seminar 2001 im Münstertal, aus der Sicht eines völligen Greenhorns.
Nils Bräunig eröffnete den Kurs mit einer einführenden allgemeinen Theoriestunde. Mitgebracht hatte er ausserdem eine interessante Auswahl an Ausrüstungsgegenständen, die von den TeilnehmerInnen gerne ausprobiert und gekauft wurden.
Der Kurs war von den praktischen Übungen her sehr gut aufgebaut. Bei der Anfängergruppe erklärten die Ausbildner Kai Schwekendiek und Thomas Bernecker zuallererst den Aufbau der Ausrüstung und die Funktion der einzelnen Ausrüstungsteile und schon ging’s los mit der ersten praktischen Übung: am Hang im Wald seilten wir uns zur gefahrlosen Gewöhnung ans Seil “zu Fuss” ab.
Bald wechselte aber das Übungsterrain – nun baumelten die Übungsseile an den hoch ansetzenden Ästen einer schönen, geradegewachsenen Föhre mit langem Stamm. Kai und Thomas erklärten uns zunächst die gestellten Aufgaben in Wort und Tat. Mit nie nachlassender Aufmerksamkeit und Interesse verfolgten sie anschliessend unsere Bemühungen, fragten immer im entscheidenen Moment nach möglichen Unterlassungen (Stichwort für Eingeweihte: “Zweipunkte Sicherung”), forderten uns auf unsere Phantasie zu gebrauchen und unsere Übungen schrittweise, nicht überstürzt und stets “gut sortiert” zu absolvieren. Und wenn die Situation wieder einmal vollkommen verfahren schien, halfen sie uns unverzüglich aus der Patsche – mit nützlichen, unkomplizierten Tipps. Das ganze Training machte wirklich grossen Spass – ich hatte den Eindruck fast spielerisch, unauffällig überwacht und aufmerksam begleitet, stetige Fortschritte zu machen.
Verbunden mit dem Besuch des Bergwerks Teufelsgrund konnten wir zum Schluss des Kurses das Gelernte 1:1 erproben: beim Abseilen in einem 40 m tiefen Schacht, welcher die Sohle des Schaubergwerks mit der nächst unteren verbindet. Der Schacht ist gut ausgebaut, gross und ausgeleuchtet... Und durch einen langen Horizontalstollen gelangten wir anschliessend auf dem Trassee der ehemaligen Stollenbahn wieder zurück auf unsern Übungsplatz.
Wir waren eine lustige, bunt zusammengemischte Gruppe, das sonnige Wetter trug das seine zur guten Stimmung bei und das von den Mitgliedern der “Trogloxene” für uns zubereitete wunderbare Essen war das Tüpfchen auf dem i.
Allen Beteiligten danke ich herzlich für Ihren grossen und unermüdlichen Einsatz. Gerne denke ich an dieses intensive und erlebnisreiche Wochenende zurück!
Verena Obrecht-Schaltenbrand